Rückwärtsauktion und Holländische Auktion verständlich erklärt

Rückwärtsauktion und Holländische Auktion verständlich erklärt

Bei einer herkömmlichen Versteigerung werden die Gebote nach und nach erhöht, wobei der Höchstbietende immer den Zuschlag erhält. Im Gegensatz dazu steht das Konzept der Rückwärtsauktion (auch Dutch Auction oder holländische Auktion genannt), das einen anderen Ansatz verfolgt:


04/04/2024     Auktionen

Rückwärtsauktionen sind eine umgekehrte Form der traditionellen Auktion, bei der der Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht steigt, sondern fällt. Diese Auktionsform wird in verschiedenen Branchen eingesetzt, um den Beschaffungsprozess effizienter und wettbewerbsfähiger zu gestalten.

Es gibt zwei Hauptvarianten von Reverse Auctions, die sich in Ablauf und Strategie unterscheiden: die klassische Reverse Auction und die Dutch Auction. Beide Modelle verfolgen das Ziel der Preisminimierung, unterscheiden sich jedoch in der Art und Weise, wie die Bieter zum Zuge kommen.

 

So funktioniert die Klassische Rückwärtsauktion

Bei der klassischen umgekehrten Auktion stellt der Käufer eine Anfrage für ein Produkt oder eine Dienstleistung, und mehrere Verkäufer konkurrieren um den Auftrag, indem sie ihre Preise schrittweise senken. Ausgehend von einem Startpreis unterbieten sich die Anbieter solange, bis keiner mehr bereit ist, den Preis weiter zu senken. Der Anbieter mit dem niedrigsten Angebot gewinnt die Auktion. Dieses Modell fördert einen intensiven Wettbewerb und ermöglicht es dem Käufer, von niedrigeren Preisen zu profitieren. Es erfordert eine strategische Planung seitens der Lieferanten, um einen attraktiven Preis anzubieten, ohne die Rentabilität zu gefährden.

 

Die Holländische Auktion

Die holländische Auktion beginnt ebenfalls mit einem festen Startpreis, der jedoch vom Auktionator schrittweise gesenkt wird. Im Gegensatz zur klassischen umgekehrten Auktion geben die Bieter hier keine absteigenden Gebote ab. Stattdessen beobachten sie das Sinken des Preises und der erste Bieter, der sich entscheidet, das Angebot anzunehmen, gewinnt die Auktion zum aktuellen Preis. Diese Variante erfordert schnelle Entscheidungen der Bieter, da ein Zögern dazu führen kann, dass ein anderer Bieter den Zuschlag erhält. Die holländische Auktion ist besonders effektiv in Situationen, in denen Zeit eine kritische Rolle spielt oder ein schneller Verkauf angestrebt wird.

 

Unterschiede in der Anwendung

Während die klassische Rückwärtsauktion hauptsächlich in Beschaffungs- und B2B-Umgebungen eingesetzt wird, in denen detaillierte Angebote und Vertragsverhandlungen üblich sind, eignet sich die holländische Auktion für eine Vielzahl von Szenarien, einschließlich öffentlicher Verkäufe und Kapitalerhöhungen. Die Entscheidung für das eine oder andere Modell hängt von den spezifischen Zielen des Käufers oder Verkäufers ab, wie z.B. Maximierung des Wettbewerbs, Schnelligkeit des Verkaufsprozesses oder Einfachheit der Durchführung.

 

Rückwärtsauktion in Aktion: Ein Praxisbeispiel

Ein Unternehmen benötigt neue Bürostühle für seine Mitarbeiter. Anstatt auf herkömmliche Weise Angebote einzuholen, entscheidet sich das Unternehmen für eine Rückwärtsauktion. Es veröffentlicht die Anforderungen an die Bürostühle, einschließlich Menge, Qualität und Lieferzeit. Lieferanten, die an dieser Ausschreibung teilnehmen möchten, registrieren sich für die Auktion.

Die Auktion beginnt mit einem vom Unternehmen festgelegten Startpreis. Dieser Preis liegt in der Regel über dem Marktwert, um den Wettbewerb zu fördern. Nach Beginn der Auktion haben die Anbieter die Möglichkeit, ihre Preise zu senken, um den Zuschlag zu erhalten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, den Wettbewerb genau zu beobachten und den Preis strategisch zu senken, ohne die Rentabilität zu gefährden.

Unser Beispiel zeigt, wie dynamisch sich der Preis im Laufe der Auktion entwickelt. Anbieter A beginnt mit einem Angebot von 20.000 Euro für 100 Stühle. Kurz darauf unterbietet Anbieter B diesen Preis mit 19.500 Euro. Die Spannung steigt, als Anbieter C ein Gebot von 19.000 Euro abgibt. Dieser Prozess setzt sich fort, bis die Auktionszeit abgelaufen ist oder kein Bieter mehr bereit ist, den Preis weiter zu senken.

Das Ergebnis der Rückwärtsauktion in unserem Beispiel kann sich sehen lassen. Das Unternehmen erhält die gewünschten Bürostühle zu einem deutlich niedrigeren Preis als ursprünglich erwartet. Gleichzeitig haben die Lieferanten durch die Teilnahme an der Auktion die Chance, einen neuen Kunden zu gewinnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis zu stellen.

Reverse Auctions bieten somit eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Unternehmen profitieren von niedrigeren Preisen und einem effizienten Beschaffungsprozess, während Lieferanten die Möglichkeit haben, sich durch eine aggressive Preisgestaltung Aufträge zu sichern. Dieses Praxisbeispiel zeigt, wie Rückwärtsauktionen die Spielregeln im Einkauf verändern und zu innovativen und kosteneffizienten Lösungen führen können.

 

Rückwärtsauktionen als alternative Auktionsart bei fehlendem Interesse

Rückwärtsauktionen können eine attraktive Alternative sein, insbesondere wenn traditionelle Auktionen aufgrund geringen Interesses keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern. Bei dieser Auktionsform werden fallende Preise genutzt, um Bieter zu motivieren, die sonst von höheren Startpreisen abgeschreckt würden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, Käufer für spezialisierte oder schwer verkäufliche Artikel zu finden, und hilft Verkäufern, trotz geringerer Nachfrage faire Preise zu erzielen.

 Für den Auktionator ist dies oft eine neue und effektive Methode, um Interesse zu wecken und den Zuschlagspreis für bisher schwer verkäufliche Objekte zu optimieren.