Was Mieter und Vermieter über das Vermieterpfandrecht wissen sollten

Was Mieter und Vermieter über das Vermieterpfandrecht wissen sollten

Das Vermieterpfandrecht gewährt Vermietern neben der Kaution eine zusätzliche Absicherung gegen Mietrückstände, doch wie wirkt sich dies auf beide Parteien aus? Was kann der Vermieter pfänden? Wann verliert das Vermieterpfandrecht seine Gültigkeit, und welche Rolle spielt § 562 BGB dabei?


22/03/2024     Auktionen

Dieser Beitrag beleuchtet die Schlüsselaspekte, Rechte und Pflichten, die das Vermieterpfandrecht umfassen. Erfahren Sie, welche Gegenstände gepfändet werden können und wie Forderungen aus dem Mietverhältnis geltend gemacht werden. 

Zusätzlich klären wir, in welchen Situationen eine Sicherheitsleistung oder eine öffentliche Versteigerung der gepfändeten Gegenstände ins Spiel kommt und wie das Vermieterpfandrecht beim Auszug des Mieters oder bei offenen Forderungen wirkt. Ein umfassender Einblick in ein gesetzlich verankertes Recht, das Vermietern ermöglicht, ihre Interessen gerichtlich und durch Selbsthilfe zu schützen, ohne dabei die Rechte des Mieters außer Acht zu lassen.

 

Wie funktioniert das Vermieterpfandrecht? 

Anwendung findet das Vermieterpfandrecht vor allem im Bereich der Geschäftsraummiete. Für die Wohnraummiete ist es dagegen von eher geringer praktischer Bedeutung. Dies ist insbesondere auf das gesetzliche Pfändungsverbot zurückzuführen.

Es ermöglicht, bestimmte Gegenstände, die der Mieter in die Mieträume eingebracht hat, als Sicherheit für ausstehende Zahlungen zu verwenden. Dies gilt sowohl für private als auch für gewerbliche Mietverhältnisse und bietet eine rechtliche Handhabe, wenn der Mieter seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommt.

Grundsätzlich ermöglicht das Pfandrecht an den eingebrachten Sachen, dass bei Zahlungsverzug nicht sofort der Rechtsweg beschritten werden muss. Stattdessen bietet es eine direkte, aber ernstzunehmende Möglichkeit, offene Forderungen durchzusetzen. Die Ausübung dieses Rechts muss jedoch wohlüberlegt und im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen erfolgen, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden.

Allerdings darf der Eigentümer der Geschäftsräume nicht einfach Ihre Büroräume betreten, um das Vermieterpfandrecht geltend zu machen. Dazu bedarf es eines richterlichen Beschlusses. Verschafft sich der Vermieter ohne diese Erlaubnis Zutritt, handelt es sich um so genannte unbefugte Selbsthilfe. In einem solchen Fall können Sie rechtliche Schritte einleiten.

 

Nicht jeder Gegenstand ist pfändbar

Nicht alle Gegenstände, die sich in der Mietsache befinden, können automatisch gepfändet werden. Das Gesetz schützt bestimmte persönliche Gegenstände des Mieters vor der Pfändung. Außerdem muss der Vermieter bei der Ausübung des Pfandrechts die Verhältnismäßigkeit wahren und darf es nicht missbrauchen. Für Vermieter ist es deshalb ratsam, sich im Vorfeld genau mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut zu machen oder sich fachkundig beraten zu lassen. 

 

Voraussetzungen für die Anwendung des Vermieterpfandrechts

Um das Vermieterpfandrecht wirksam ausüben zu können, und der Vermieter pfänden darf, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Diese dienen dem Schutz beider Parteien und gewährleisten eine gerechte Handhabung:

  1. Bestehen einer Forderung: Das Vermieterpfandrecht kann nur angewandt werden, wenn tatsächlich Mietrückstände oder andere aus dem Mietvertrag resultierende Forderungen bestehen.
  2. Besitz des Vermieters über die Pfandgegenstände: Die zu pfändenden Gegenstände müssen sich in den Räumlichkeiten befinden, die der Vermieter vermietet hat.
  3. Information des Mieters: Der Mieter muss über die Anwendung des Vermieterpfandrechts informiert werden, idealerweise in schriftlicher Form.
  4. Keine unpfändbaren Gegenstände: Gemäß § 811 ZPO sind bestimmte persönliche Gegenstände des Mieters vor Pfändung geschützt und dürfen nicht als Pfand genommen werden.
  5. Rechtzeitige Anwendung: Das Vermieterpfandrecht muss innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens nach Bekanntwerden des Zahlungsausfalls angewendet werden, um seine Gültigkeit zu wahren.

Wann darf der Vermieter das Pfandrecht nutzen?

  • Wenn Mietzahlungen ausbleiben oder andere Vertragsverpflichtungen nicht erfüllt werden.
  • Bei ausstehenden Nachzahlungen aus der Betriebskostenabrechnung.
  • Für Entschädigungen, die nach dem offiziellen Ende des Mietverhältnisses fällig werden.
  • Bei Kosten, die aufgrund einer Kündigung entstehen.
  • Wenn Vertragsstrafen anfallen.

Wann ist die Pfändung keine Option?

  • Die hinterlegte Kaution kann nicht gepfändet werden.
  • Zukünftige Forderungen, die noch nicht entstanden sind.
  • Mietansprüche, die über das aktuelle und nächste Jahr hinausgehen.
  • Forderungen, die nicht direkt aus dem Mietverhältnis resultieren.

Verlust des Rechtsanspruchs auf fremdes Eigentum

Es gibt besondere Umstände, unter denen das Vermieterpfandrecht seine Gültigkeit verliert. Ein typisches Beispiel ist der Fall, in dem die zu pfändenden Gegenstände das Grundstück verlassen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Mieter die Gegenstände einfach entfernen können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Eine wesentliche Voraussetzung für die rechtmäßige Entfernung ist die vorherige Benachrichtigung an Vermieter. Widerspricht der Vermieter der Entfernung nicht innerhalb eines Monats, sei es durch Klage oder durch ausdrücklichen Widerspruch, so erlischt sein Pfandrecht an diesen Gegenständen.

Konflikte lösen: Häufige Fragen zum Vermieterpfandrecht geklärt

Das Vermieterpfandrecht wirft oft Fragen auf und kann gelegentlich zu Konflikten zwischen Mietern und Vermietern führen. Um solche Situationen zu entschärfen, ist es hilfreich seine Rechte und Pflichten zu kennen. 

  1. Darf der Vermieter alle Gegenstände in den Mieträumen pfänden? Nein, das Vermieterpfandrecht beschränkt sich auf bewegliche Sachen, die im Eigentum des Mieters stehen. Persönliche Gegenstände, die für den täglichen Bedarf unverzichtbar sind, sowie Gegenstände, die rechtlich als unpfändbar gelten, sind ausgenommen.

  2. Was passiert, wenn der Mieter seine Schulden begleicht? Sobald die ausstehenden Forderungen vollständig beglichen sind, erlischt das Vermieterpfandrecht automatisch. Der Vermieter ist dann verpflichtet, alle gepfändeten Gegenstände zurückzugeben oder die Pfändung aufzuheben.

  3. Kann der Mieter gegen die Pfändung Widerspruch einlegen? Ja, der Mieter hat das Recht, gegen die Pfändung Widerspruch einzulegen, insbesondere wenn die gepfändeten Gegenstände unpfändbar sind oder das Pfandrecht unrechtmäßig ausgeübt wurde.

  4. Wie wird das Pfandrecht geltend gemacht? Der Vermieter muss den Mieter über die Ausübung des Pfandrechts informieren und in der Regel einen Gerichtsvollzieher hinzuziehen, um die Pfändung durchzuführen.

  5. Was geschieht bei Auszug des Mieters? Wenn der Mieter auszieht und das Vermieterpfandrecht noch offene Forderungen sichert, darf der Vermieter die gepfändeten Sachen verwerten, um die Schulden zu decken. Die Verwertung erfolgt typischerweise durch eine öffentliche Versteigerung.

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